Frauen und Männer – ist eine Freundschaft möglich?
- Mario Vita
- Aug 11
- 3 min read
Dieses Thema spaltet seit jeher die Gemüter. Ich habe kurz überlegt, ob ich überhaupt darüber schreiben soll, um nicht von der einen oder anderen Seite geteert und gefedert zu werden. Manchmal überdenke ich Dinge – selten, aber es kommt vor. Meist legt sich das schnell, und am Ende lasse ich den Bauch entscheiden. Diesmal meinte der Bauch: „Warum nicht?“
Gut, ich persönlich bin da kein Maßstab. Wenn man sein ganzes Leben als hetero Mann fast ausschließlich mit Frauen zu tun hat – rund um die Uhr – und es normal wird, dass sich Frauen vor einem umziehen, ob früher in den Stores oder backstage bei Modeschauen, und einem ihr komplettes Privatleben anvertrauen, dann entwickelt man einen besonderen Blickwinkel auf die Thematik. In meinem Fall hatte ich in meiner Laufbahn mit zigtausenden Frauen zu tun.
Und trotzdem, obwohl ich diesen anderen Blickwinkel habe, sage ich es direkt: Nein – zu 90 % können Frauen und Männer keine Freunde sein. Zumindest nicht langfristig.
Aber – und jetzt kommt das „außer“ – es gibt ein paar Umstände, die aus diesem Nein ein Ja machen können.
Natürlich ist das nur meine Meinung. Sie ist weder wissenschaftlich belegt noch sonst irgendwie untermauert – sie basiert allein auf Gesprächen aus beiden Lagern und meiner Berufserfahrung.
Freundschaft zwischen Mann und Frau funktioniert nur dann, wenn sich beide füreinander völlig unattraktiv finden. Damit meine ich nicht, dass sie objektiv unattraktiv sind – nur eben füreinander.
Und selbst dann muss ich sagen: Viele Männer haben bei diesem Thema eine schwammige Haltung. Gibt man ihnen den kleinen Finger, sind sie nicht selten versucht, die ganze Hand zu nehmen. Sorry an alle aus meiner Gattung – aber es ist leider so.
Eine weitere Möglichkeit ist, wenn eine Seite aus dieser Freundschaft profitiert. Das meine ich nicht negativ – es geht nicht nur ums Finanzielle, sondern um jede Form von Unterstützung. Und ja, auch hier kann es funktionieren.
Freundschaften unter Ex-Paaren? Ja – wenn die Beziehung nicht im Rosenkrieg endete, sondern erwachsen. Ebenso entstehen oft tolle Freundschaften, wenn einer von beiden dem eigenen Geschlecht zugewandt ist – hier passen Interessen und Basis oft gut zusammen.
Und dann gibt es die Freundschaften, in denen man akzeptiert, dass es vielleicht im Hinterkopf diesen kleinen Funken „was wäre wenn“ gibt – aber bis dahin genießt man einfach die Gesellschaft, gute Gespräche und gemeinsame Abende.
Im Großen und Ganzen aber: Nein. Früher oder später denkt einer – meist der Mann – doch: „Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn…“
Gedanken sind frei, klar. Aber gehört zu einer echten Freundschaft auch das Wissen, dass der andere nicht abgeneigt wäre, wenn sich die Gelegenheit ergäbe? Für mich persönlich nicht – aber das muss jeder selbst entscheiden.
Oft musste ich schmunzeln, wenn mir Frauen erzählten: „Der ist so ein guter Freund, immer für mich da – bei Sorgen, Problemen oder wenn ich Hilfe beim Umzug brauche.“
Den Satz sollte man mal genau analysieren: Männer, die in einer Beziehung ständig an Dinge erinnert werden müssen – Müll rausbringen, Bild aufhängen, Schublade reparieren, Toilettendeckel runterklappen – erledigen all das für ihre „beste Freundin“ plötzlich von selbst. Warum? Weil sie in diesem Kontext motiviert sind.
Happy wife, happy life? Offenbar gilt das auch für „Happy friend“.
Und klar – Frauen sind klug. Viele wissen genau, wie es ist, und denken sich: Warum nicht? Wenn er alles machen will – bitte. Solange die Situation klar ist, kann er weiter seinen Wunschträumen nachhängen.
Andere wiederum merken gar nicht, was dahinter steckt, und glauben, er mache all das nur, weil er einfach so ein guter Freund ist.
Aber – wie immer – das ist nur meine eigene Meinung.
